- Auf den Säulen Widder-Felle,
- Stern, der sich zur Erde kehrt:
- Nur der Traum schenkt solche Helle,
- Unbeweglich auf der Schwelle
- Steht der Wächter mit dem Schwert.
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- Er bewahrt es in der Scheide,
- Er behütet unser Haus.
- Was der Streiter auch erleide,
- Zeitlos gelten seine Eide,
- Und kein Zauber löscht sie aus.
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- Herz und Lippe sind versiegelt,
- Doch das Antlitz zeigt es ganz,
- Was die Sprache nicht entriegelt,
- Nie gesehne Himmel spiegelt
- Seines Leibes nackter Glanz.
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- Flammen-Haar, bedacht von Aaren,
- Marmor-Schnee und Wolken-Firn:
- Weiße Schlangen, die sich paaren,
- Künder künftiger Gefahren
- Streifen träumerisch die Stirn.
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- Wird er stehen? Wird er fallen?
- Jeder Kämpfer fällt zuletzt.
- Aber einmal über allen
- Wahn-Gedanken strahlt metallen
- Ares, der die Klinge wetzt.
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- Steigt der Held vom Hügel nieder,
- Rüstet sich das Horn zum Stoß.
- Marmor wird zur Flamme wieder,
- Adler breiten ihr Gefieder
- Über Wasser uferlos.
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- Stahl, aufzuckend wie Gewitter,
- Mißt sich mit des Löwen Brunft.
- Stürzt im Sand der Wüsten-Ritter,
- Wird sein Herz dem wilden Schnitter
- Siegel seiner Wiederkunft.
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- Ferne Welten, leicht bezwungen:
- Wenn der Arm die Sehne strafft,
- Spricht der Dichter bald in Zungen,
- Aber eh der Kranz errungen,
- Nehmen Schatten uns in Haft.
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- Bietet vor Zypressen-Hainen
- Hades unserm Walten Halt,
- Ragt im Himmels-Blau, im reinen,
- Keins der Zeichen, nur des Einen
- Dunkle schimmernde Gestalt.
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- Ob sein Aug im Traum erstarrte?
- Ob der Waffen-Gang gelang?
- Rost wächst aus des Schwertes Scharte,
- Doch der Aar auf der Standarte
- Trägt die Fackel noch im Fang.
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- Urnen und zerbrochne Flügel,
- Niemand ist zurückgekehrt.
- Blut verschloß die Sonnen-Siegel,
- Nackt und schweigend vor dem Spiegel
- Steht der Wächter mit dem Schwert.
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- aus: Die Häupter der Hydra, S. 167