- ————————I
- An Segen reich, von Flieder-Duft umflossen,
- Stehn wir am Wall, wo sich zu jähem Streich
- Der Lenz erhebt mit funkelnden Geschossen,
- ———An Segen reich.
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- Die Sonne steigt, die Natter träumt am Teich,
- Gefilde grünen, Halm und Knospe sprossen,
- Ein sanfter Regen macht die Äcker weich.
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- Verschwistert blühn im Glanz, der sich ergossen,
- Die Rose blutend und die Lilie bleich,
- Von eines Gartens goldnem Ring umschlossen,
- ———An Segen reich.
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-
- ————————II
- Wenn Segen fließt, so frag nicht, wer ihn spende
- Und wann der Himmel seine Pforten schließt,
- Und spiel das Spiel, als ob sich alles wende,
- ———Wenn Segen fließt.
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- Nicht war dir Winters Hermelin erkiest,
- So weck den Lenz im blühenden Gelände
- Und sei dem Hüter, der das Licht genießt,
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- Gespiel und leg dein Herz in seine Hände
- Zier deine Haut mit Zeichen, die er liest,
- Und folg dem Traum, als ob er nimmer ende,
- ———Wenn Segen fließt.
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- ————————III
- Gesegnet sei der Efeu an der Mauer,
- Das Blatt des Ahorns und der Schwalbe Schrei,
- Und hoffe du, daß auch des Herbstes Schauer
- ———Gesegnet sei.
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- Nimm hin das Licht, und dem Oktober leih
- Von deinem Gold, wehn auch die Lüfte rauher,
- In deinem Herzen ist noch immer Mai.
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- Und frage nicht, ob dieser Traum von Dauer
- Und ob der Winter dir ein Zeichen weih,
- Und sorge du, daß auch der Tag der Trauer
- ———Gesegnet sei.
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- aus: Die Häupter der Hydra, S. 92