- Tief ist der Wald. Wo der Wind schläft im Dämmer der Eichen,
- Verträumen die Nattern den Tag, und es rieselt der Sand
- Unaufhörlich vom Hügel zum Saum, den die Wasser begleichen,
- Doch über dem Joch steht ein farbiger Bogen gespannt.
- Gefilde des Lichts und des Himmels, du hast sie befahren,
- Verwirf ihre Lockung, besieh dich im Spiegel und stell
- Dein Haus in den Strom, und er trägt dich, er wird dich bewahren
- Im Sturm, der die Wipfel zerreißt, und wir ruhen am Quell.
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- Die Dunklen behüten den Hort: Salamander und Kröte,
- Das Zepter des Pan schattet samten, wo silbern und kühl
- Forellen die Wogen durchschneiden, der Eschenhaugk böte
- Noch immer dem Drachen ein Obdach und Adlern Asyl.
- Und was wir verloren, kehrt reicher zurück, wir empfangen
- Zur Nacht, was der Abend uns nahm, und die Stimmen sind hell,
- Der Falke bewacht unsern Hag, und die Herrin der Schlangen
- Beschirmt unsern Gang zum Altar, und wir singen am Quell.
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- Vergrab dich ins Grün, wenn der Frühtau die Gräser befeuchtet,
- Bekränz dich mit Schilf, tu dem Hüter die Speer-Stunde kund,
- Erwähl deine Kämpfer und schärfe den Stahl, bis er leuchtet,
- So neigt sich zur blutenden Wunde der blutende Mund.
- Hüllt Nebel die Pfade des Pan, stehn die Birken entblättert,
- Der Hüter in schuppiger Haut reicht dem Quester im Fell
- Vergessenes Getränk, doch der Stein, der die Harfe zerschmettert,
- Schläft noch in der Hand, die ihn hob, und wir trinken am Quell.
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- Wir ziehn, wird die Stunde auch dunkler und drohender, weiter,
- Wir geben uns ganz in der nächtigen Schweifer Geleit,
- Das Horn, das dem Treiben ein Ende setzt, findet uns heiter,
- Wir blühen dem Traum zu, wir wissen nichts mehr von der Zeit.
- Wir lagern im Schatten, der Herbst bringt die Schnitter zur Reife,
- Nicht rührt uns ihr Fittich noch schreckt uns der Doggen Gebell,
- Wir schlummern, vom Südwind gewiegt, wo die Garde der Greife
- Den Goldhort vor Spähern beschirmt, und wir träumen am Quell.
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- Hold ist der Herbst uns. Der Speer, der die Gralshüter feite,
- Berührt unsre Stirnen. Wenn Ritter mit schwarzem Panier
- Ihr Herzblut ergießen auf Steine, der Sonne geweihte,
- Empfangen die Widder den mächtigen Zustrom vom Stier.
- Wer sagt dann, ob Krieger erstehn aus dem Samen des Drachen
- Und ob sich der Adler des Zeus dem des Odin gesell?
- Wer wiederkehrt, waltet im Traum, und wer stirbt, wird erwachen,
- Der Hirt, der die Tore schloß, schweigt, und es raunt noch der Quell.
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- aus: Die Häupter der Hydra, S. 57