- WO sich Wunsch und Wille
- Wie ein Hauch verliert
- In der Muschelstille,
- Die das Licht gebiert,
- Stieg aus blauen Tiefen
- Weißer Kämme Schnee,
- Wars, als ob dich riefen
- Stimmen aus der See.
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- Aus des Tages Bleiche
- Laß uns traumwärts ziehn,
- Die geheimsten Reiche
- Dämmern submarin,
- Pfeiler, Tempel, Pforten,
- Garten und Palast,
- Meertangs grüne Borten
- Am Corallen-Ast.
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- Mancher zieht als Surfer
- Rasch im Schaum die Spur,
- Mancher kennt als Schlürfer
- Krebs und Muschel nur,
- Keiner, dem Harpunen
- Todesmacht verleihn,
- Löst aus Rätsel-Runen
- Die Verheißung ein.
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- Zu den Zauber-Zeichen
- Führt nicht List noch Zwang,
- Bilder ohnegleichen
- Sind der ganze Fang,
- Tränen, Schmerz und Wunden,
- Glanz, den du nicht brauchst,
- All das ist entschwunden,
- Wenn du untertauchst.
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- Laß des Lichtes Garben
- Brechen durch den Saum,
- Was hier blüht an Farben,
- Faßt das Auge kaum,
- Regen ihre Flossen
- Schäumer im Geflock,
- Hat sich Blut ergossen
- Am Corallen-Stock.
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- Tiefer wirst du sinken,
- Weiter dringst du vor,
- Laß die Lichter blinken
- Vor der Grotte Tor,
- Naht sich die Muräne
- Dir mit samtner Haut,
- Fell zu glätten wähne,
- Schatten anvertraut.
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- Rochen, sanfte Glänzer,
- Schilde wie von Zinn,
- Wiegen sich als Tänzer
- Vor der Taucherin,
- Spieler wirst du finden
- In des Mondes Hut,
- Wo sich Aale winden
- Silbern durch die Flut.
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- Spreng der Grüfte Riegel,
- Frag dich vor dem Hai,
- Ob sein Blick der Spiegel
- Einer Seele sei,
- Wo durch Algenhaare
- Hechte huschen schnell,
- Glitzern die Calmare
- Regenbogen-grell.
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- Ist ihr Blitz-Geflimmer
- Siegel dir und Schluß?
- Doch im Perlmutt-Schimmer
- Zeigt sich Nautilus,
- Schwefelgelb die Schwämme,
- Drachen silberzart
- Recken ihre Kämme
- Überm Stachelbart.
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- Gold im Glast der Quallen,
- Schmelz des Muschelmunds,
- Austern und Corallen
- Bringst du heim für uns,
- Nicht als Prunk-Geschmeide,
- Und im Walten frei,
- Nur zur Augenweide
- Schweben sie vorbei.
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- Sie zum Ring zu fügen
- Rein und Sternen-klar,
- Möchten kaum genügen
- Zweimal hundert Jahr,
- Doch dein Aug, das helle,
- Hand, die Wasser ballt,
- Gibt dem Spiel der Welle
- Fassung und Gestalt.
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- Triton, wo die Schnecke
- Setzt den Purpurfuß
- Auf die Muscheldecke,
- Hebt sein Horn zum Gruß,
- Aus der Säule steigen,
- Die von Perlen trieft,
- Bild, Relief und Reigen
- Wie in Erz gerieft.
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- Ist das Werk vollendet,
- Spür, die Waage ruht,
- Spiegel, der uns blendet,
- Birgt die ganze Flut,
- Wogen, die verrollen,
- Blicke reinsten Blaus,
- Bleibst du hold verschollen
- Im Corallen-Haus.
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- Sänge der Sirenen
- Tönen übers Meer,
- Schwäne rings ersehnen
- Ledas Wiederkehr,
- Schenk den weißen Gleitern
- Deiner Klippe Saum,
- Wo die Schiffe scheitern,
- Hüte du den Traum.
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- in: Freundesgabe, S.31